Niederländer vor dem Match gegen Italien in Bern (http://cache.daylife.com/imageserve)
 
 
 
Aus: derStandard.at, Rubrik: Chronik: EURO-Panorama, 18. Juni 2008:
 

""Im Abseits: "Lasst uns die Mädels da"

Kreative Schlachtgesänge zum Abgesang Österreichs

"Deutschland, Deutschland über alles – nur nicht über Österreich!" Beim Match Österreich gegen Deutschland war neben dem Absingen der Klassiker ("Immer wiiieder, immer wiiieder …") vor allem die spontane Kreativität der Fans gefragt. Denn die meisten Schlachtgesänge wie "Wien wird Cordoba, schalalalala" überstanden den Abend nicht. der Standard hörte sich in der Redaktion und unter Freunden um, was in der Nacht zum Dienstag auf der Straße Neues zu hören war.

Zunächst wurde im Stadion von einem Bruder Leichtfuß im österreichischen Sektor die deutsche Bundeshymne mitgesungen – allerdings mit dem nostalgischen Text der Kaiserhymne: "Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land." Anschließend das Anfeuern der eigenen Spieler – "Ü! Ü! Ü! Ü!" (für Ümit Korkmaz) – und das Runtermachen der Gegner – "Wer nicht hüpft, der ist ein Piefke, hej, hej." Dann aber das Tor – und plötzliche Schmähstadheit bei den Österreichern. Erst nach dem Schlusspfiff begannen sie wieder, sich mit der gegnerischen Seite auseinanderzusetzen.

Ein paar der Hiesigen forderten zunächst: "Wir woll’n ein Danke hör’n, wir woll’n ein Danke hör’n" – andere hofften auf die Großzügigkeit der Sieger: "Lasst uns die Mädels da, lasst uns die Mädels da." Und da die Deutschen trotz des Sieges alles andere als euphorisch zur U-Bahn unterwegs waren: "Deutschland, wir hören nichts!"

Vieles zielte unter die Gürtellinie – "Ohne Hartz IV wärt ihr gar nicht hier" – oder setzte sich mit dem täglichen Zusammenleben auseinander – "Wir zahl’n eure Studiengebühr’n" und "Numerus clausus, wir singen Numerus clausus – Numerus claaaaaausus".

Manche blickten bereits in die nahe Zukunft: "Jetzt kommt Portugal, schalalalala" respektive "Jetzt kommt Portugal, und ihr fahrt nach Haus".

Seitens der Deutschen kam hin und wieder etwas zurück. So stellten sie etwa die heimischen sportlichen Vorzüge abseits des Rasens in den Vordergrund: "Fußball ist kein Wintersport, schalalalala" oder verwiesen auf Tatsachen: "Alle fahr’n nach Basel nur die Ösis nicht". Die Österreicher wiederum erinnerten bodenständig daran, dass es sich um eine Europameisterschaft handelt: "In Europa, mag euch keine Sau! Mag euch keine Sau! Mag euch keine Sau!" (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. Juni 2008) "

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Aus: ebenda, 18. Juni: "Wien Der Geruch von Bier liegt in der Luft, vermischt mit einer Note von feuchtem Dreck und einem Hauch Essensreste. Eine exakte Quelle ist nicht auszumachen, er schwebt über dem gesamten Rathausplatz zwischen Burgtheater und dem Sitz der Stadtregierung. Die Verursacher sind dagegen klar: Über 70.000 Fans, die bis vor kurzem hier die Niederlage Österreichs betrauert oder bejubelt haben. Jetzt, kurz vor ein Uhr in der Nacht, gehört der Platz einem anderen Team."

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Reprisen

Am Sonntag waren die Läden in den WM-Städten Österreichs offen, aber der Ansturm auf Geschäfte und die Fanmeile mit den sündteuren Preisen bei den Kiosks und Standerl blieb aus – viele Standbesitzer sperrten nach einigen Tagen zu. Dafür kamen die Fans oder auch nur Passanten  in den Genuss von Taschenkontrollen und wurden von privaten Wachleuten und auch zu Hilfe gekommenen Polizisten der umgebenden Staaten unterstützt. Störende private Autos von Anrainern wurden einfach abgeschleppt, obwohl sie viel zu kurzfristig benachrichtigt worden waren. In Innsbruck erhielten drei Fahrzeuge der Polizei, obwohl die Polizisten im Einsatz waren, von einem privaten Verkehrswachdienst ein Strafpickerl, weil in der Fanmeile geparkt (!).

In Klagenfurt brannte aus ungeklärten Gründen ein Asylantenheim mit Schwarzafrikanern ab. Da die Fenster im Parterre vergittert waren, sprangen die Leute voller Panik am Ende aus dem Zweiten Stock – ein Toter, mehrere Schwerverletzte. In Wien wurde ein 17jähriger schwarzer Asylant in einem Park tödlich niedergestochen. In den WM-Städten Innsbruck, Salzburg und in Niederösterreich verübte ein und derselbe Täter in Serie Banküberfälle. Offenbar hat die EURO 08 auch jede Menge Hooligans (die z.B. in Klagenfurt gleich weggesperrt wurden! etwa 100 Mann), Rassisten und Kriminelle ins Land gespült – sogar das kurz geparkte Auto von Gesundheitsministerin Kdolsky wurde aufgebrochen und ihr Laptop und die ihrer zwei Begleiter gestohlen. Und nach dem Match Kroatien-Türkei kam es in Wien überall zwischen den Kroaten und Türken zu Schlägereien. Am nächsten Tag verstand man sich wieder.

Ärgerlich war, dass sich die Spitzenpolitiker kräftig mit Gratis-Karten eindeckten "zu repräsentativen Zwecken", obwohl die Karten bis zu 450.-€ kosteten. Sozialminister Buchinger allein schnappte sich 90 (!) Stück.

Viele Fans waren in Massenquartieren (Saal mit Massenbetten) untergebracht und zahlten dennoch entsprechend. Die Hotels waren ausgebucht. was besonders auffiel, war die Freude, die die Fans und ganze Familien ausstrahlten. Sie hatten sich z.B. phantasievoll in ihre Nationalfarben gekleidet oder trugen einen Fantasy-Hut mit diesen Farben oder malten sich die Farben ins Gesicht oder auf die Wangen. Einige trugen die Nationalflaggen als Cape, oder hatten kleine Fähnchen auf ihre Autos gesteckt. – Das Wetter war mittelprächtig, vor allem gegen Ende der Spiele zu gab es über Österreich schwere Hagel- und Regenstürme.

Newcomers: Die Russen waren noch etwas tollpatschige, aber dennoch ein neues junges Team, welches sich enorm gesteigert hat und auf dem besten Weg zur Spitze ist. Nur eine Frage der Zeit. Keine Frage – sie kaufen sich auch die besten Trainer.

Aus: http://www.1asport.de/sport/fussball/Fiasko_in_Wembley__England_unter_Schock_sk_65493N.html, 27.11.2007, zur Erinnerung: "Das Fußball-Mutterland im Schockzustand: England hat [zuvor] sensationell die Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz verspielt und muss erstmals seit 24 Jahren wieder die EM-Endrunde vor dem Fernseher verfolgen. Die Engländer verpassten am letzten Spieltag durch ein 2:3 (0:2) gegen Kroatien noch das EM-Ticket und machten damit den Weg für Russland frei, das durch ein 1:0 (1:0) beim Fußball-Zwerg Andorra die Gunst der Stunde nutzte.Neben Russland sicherten sich am Ende des Qualifikations-Marathons mit 305 Partien auch Vize-Europameister Portugal, Schweden und die Türkei ihren EM-Startplatz. Bereits vor dem letzten Spieltag hatten sich neben den beiden Gastgebern schon Deutschland, Titelverteidiger Griechenland, Weltmeister Italien, "Vize" Frankreich, die Niederlande, Spanien, Tschechien, Polen, Kroatien und Rumänien für die Endrunde (7. bis 29. Juni) qualifiziert."

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Aus Medien gesammelte Bilder:

Aus derStandard.at, Rubrik Chronik: EURO-Panorame, 22. Juni: "Ansichtssache: Griechen-, Schweden-, Fan- und Fortgehmeilen in Salzburg", das Griechendorf :

und der 5 km lange Zug von 10.000 Schweden des "Schweden-Camp" in Salzburg:

22.000 Zuschauer der Leinwand beim Spiel Österreich-Deutschland (0:1) am 16.Juni 2008 in Salzburg:

 

Aus: http://derStandard.at, Chronik: Panorama: EURO-Panorama, 20. Mai 2008.

Wien: Säulenhalle im Parlament wurde zum Fußballfeld, im Bild Abgeordnete Eva Glawischnig-Piesczek, Grüne:

   

 

Die Eröffnungsfeier in Basel, in der Schweiz (http://sport.ard.de/euro2008/news200806):

 

Aus: http://derStandard.at, Rubrik Sport: Halbfinale Deutschland-Türkei (3:2) in Basel,  26. Juni 2008: türkischer Teamchef Fatih Terim, unten links.

Ebenda: "Hürriyet": "Seid nicht traurig – wir haben gewonnen. Ihr habt den Namen der Türkei bei der EM ehrenvoll vertreten. Ihr seid unser Stolz geworden. Weder Verletzungen noch Ausfälle konnten euch schrecken. Wir haben wunderbar gespielt. Wir sind an der Torlatte gescheitert. Wir haben die Deutschen in die Ecke gedrückt, konnten sie aber nicht besiegen. Erhobenen Hauptes haben wir uns in den 90 Minuten von der EURO 2008 verabschiedet."

Ebenda, aber 25.Juni: "Berlin – Wegen des großen Ansturms der Fußball-Anhänger sind auf der Berliner Fanmeile am Mittwochabend alle Eingänge geschlossen worden. Das teilte Fanmeilen-Sprecherin Anja Marx mit. Sie schätzte die Zahl der Fans eine gute Stunde vor Spielbeginn auf etwa 400.000. Rund um das Brandenburger Tor waren neben tausenden Fahnen in Schwarz-Rot-Gold auch rote Flaggen mit dem weißen Halbmond zu sehen. (APA/dpa)"

Wegen des Satellitenausfalls beim Spiel Türkei-Deutschland flüchteten 1 Mio. Zuseher des UEFA-Cups  im ORF zum ZDF, zum Ärgernis des ORF.

Aus: derStandard.at, Rubrik Sport: EURO 08, 25. Juni 2008: Der österreichische Teamchef Josef Hickersberger (60) gibt seinen Abschied, gekränkt klingend wegen der Kritik an ihn, bekannt: "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut". Er betrachtet seine Zeit für das österreichische Team mit der EURO 2008 für abgelaufen. (Unten rechts.)

                        

                 

Oben links (mit Kinder-Fans), aus www.krone.at, Rubrik Sport, 1. Juli 2008: "Sogar Island ist besser": "Österreichs Nationalmannschaft hat in der FIFA-Weltrangliste einen neuen historischen Tiefpunkt erreicht. In dem am Mittwoch veröffentlichen Ranking rutschte das Team um 13 Ränge auf den 105. Platz ab. Im April 2008 war ein 102. Rang zu Buche gestanden, dazwischen lag die ÖFB-Elf auf Rang 92."

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Oben rechts/bzw. darunter, z.T. hockend: auch das Schweizer Team war vom Pech verfolgt und schied nach Verletzungen und zwei Spielen (www.swiss.info.org, www.focus.de/sport/Fussball (1. und 2. Juli 2008)) früh aus. Im strömenden Regen und klatschnassem Spielfeld verliert Schweiz gegen Türkei 2:1.

www.welt.de: "DFB-Elf zittert sich ins EM-Finale". Deutsche und Türken feiern gemeinsam, obwohl Deutschland in Last-Minute 3:2 gewann. Vor dem Spiel verlesen der deutsche Teamkapitän Michael Ballack und der türkische Kapitän Rüstü eine Uefa-Erklärung gegen Rassismus und Diskriminierung. (unten links). Unten rechts: Der (neu gestylte) EM-Pokal wurde am 29. Juni in Wien dem Europameister "Atletico Madrid" aus Spanien überreicht.

         

 

Unten links, Maskottchen der EURO 08. Rechts bzw. darunter: spanische Gewinner am 29.6.2008: Athletico Madrid, ein junges Team mit Teamcoatch Luis Aragones, 70 Jahre alt, gewann gegen Deutschland 1:0. Aus www.krone.at, Rubrik EURO 08, 1. Juli 2008: "Estardio Aragones": Das neue Stadion in Madrid soll Aragones Namen tragen. "Luis Aragones, der Spanien bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz zum zweiten EM-Titel seiner Fußballgeschichte (der erste stammt aus dem Jahr 1964) geführt hatte, ist Atletico Madrid eng verbunden. Als Spieler war er hier von 1964 bis 1974 tätig, wobei er dreimal Meister (1966, 1970, 1973) wurde und zweimal den Cup (damals Copa de Generalisimo/1965 und 1972) holte.1974 gewann Atletico auch den Weltpokal. (…) Als Trainer stand (Aragones) insgesamt viermal (1974-1980, 1982-1987, 1991-1993 und 2002-2003) bei Atletico unter Vetrag. Dabei gewann er einen Meistertitel (1977) und drei Cup-Trophäen (Copa del Rey/1976, 1985, 1992)."

      

Klagenfurt, unten links, bereit für Fußball. Und für die "United World Games 2008", siehe unten rechts bzw. darunter (http://images.google.de/imgres?imgurl=http://3dak.get24.at/media/PPM_3DAK_euro2008/831_SCALED_426x0.jpg&imgrefurl=http://www.fussball.kaernten.at/default.aspx%3FSIId%3D4%26LAId%3D1%26ARId%3D32&h=320&w=426&sz=40&hl=de&start=20&tbnid=YyNa80gl_VaNoM:&tbnh=95&tbnw=126&prev=/images%3Fq%3D2008%2BJuni%2BKlagenfurt%26gbv%3D2%26hl%3Dde%26sa%3DG) Auch dieses Jahr treffen sich wieder tausende sportbegeisterte Jugendliche aus Europa und den USA, um 3 Tage lang dieses Sportfest der internationalen Freundschaft zu begehen – von 19. bis 22. Juni in Klagenfurt am Wörthersee.
Neben den Sportarten Fußball, Basketball, Volleyball und Beachvolleyball stehen vor allem aber auch der Spaß und das Miteinander im Mittelpunkt.