Du wolltest immer schon wissen, wo chronische Erkrankungen herkommen? Wieso eine Immunabwehrschäche entsteht? Und wo das viele verdorbene Gammelfleisch hinkommt? (Und wieso die Haustiere wegen Nierenversagen, Herzschwäche und Tumoren eingeschläfert werden müssen?) Hier ist die Lösung: Man ist, was man isst!
 
 
Aus: www.krone.at , vom 16.2.2008, Rubrik Discover:
 
Bedrohliche Keime: Langzeitfolgen von Lebensmittelvergiftungen
 

Lebensmittel – vor allem verdorbene –  können bedrohliche Keime beeinhalten. "Diese Bakterien verursachen meist akute Beschwerden wie Durchfall und Magenkrämpfe. Aber unter Umständen können Lebensmittelvergiftungen einem Menschen noch Jahrzehnte später schwerste Schäden zufügen. Erst jetzt wendet sich die Medizin einem Problem zu, das jahrzehntelang vernachlässigt wurde."
 
Wenn man nach einer Infektion wieder gesund wird, denkt man nicht an spätere Langzeitfolgen, die sich erst Monate oder Jahre nach der Infektion zeigen. Langzeitfolgen wie etwa Arthritis durch Salmonellen, Nierenversagen durch Kolibakterien oder Atemlähmung durch Campylobacter. Hinweise deuten auch auf Diabetes hin. Diese Langzeitfolgen seien "ein kaum untersuchtes, aber wichtiges Thema von Lebensmittelvergiftungen", sagt Robert Tauxe von der US-Gesundheitsbehörde CDC. 76 Millionen Menschen allein in den USA infizieren sich jährlich mit Lebensmittelkeimen.

""Wir unterschätzen gewaltig, wie stark Lebensmittelvergiftungen die Gesellschaft belasten", sagt Donna Rosenbaum von der Verbraucherschutz-Initiative STOP (Safe Tables Our Priority). Woche für Woche melden sich bei der Organisation Menschen, die akute Gesundheitsprobleme auf lange zurückliegende Infektionen zurückführen. Wie jene Frau, die mit acht Jahren eine Kolibakterien-Infektion überlebte und der im Erwachsenenalter der Darm entfernt wurde. Oder Menschen, die nach einer bakteriell verursachten Entzündung der Bauchspeicheldrüse an Diabetes erkranken. "Wir können diesen Leuten niemanden nennen, der in der Lage ist, ihnen Auskunft zu geben", sagt Rosenbaum.

325.000 Menschen kommen in den USA pro Jahr wegen Lebensmittelvergiftungen ins Krankenhaus, 5.000 Patienten sterben daran. Manche Langzeitfolgen sind bei den Überlebenden von Anfang an absehbar. Einige werden wegen Darmschäden ständig an Verdauungsproblemen leiden, andere eine neue Niere brauchen. Aber die meisten Patienten erholen sich zunächst. Bekommen sie später Beschwerden, so lässt sich kaum nachweisen, ob diese eine Hinterlassenschaft der früheren Vergiftung sind oder nicht."

Mediziner der Hochschule von Uta verfolgten das Schicksal von Kindern, die einmal mit Kolibakterien infiziert worden waren. "Etwa jedes Zehnte entwickelte zunächst das lebensbedrohliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das zum Versagen von Nieren und anderen Organen führt." Bei 30 – 50% von denen, die HUS überlebten hatten, tauchten zehn bis zwanzig Jahre später erneut nierenbedingte Probleme auf, wie etwa Bluthochdruck oder Nierenverwagen mit anschließender Dialyse. Die Kolibakterien tauchten vor allem bei jenen wieder auf, deren Nieren geschädigt waren. Wo es keine Komplikationen gegeben hatte, gab es keine Langzeitfolgen, berichtete der Infektiologe Andrew Pavia.

"Aber auch andere Lebensmittelkeime verursachen Probleme: Etwa der vor allem durch rohes Geflügel übertragene Campylobacter. Einer von 1.000 Infizierten entwickelt in der Folge das wesentlich schlimmere Guillain-Barre-Syndrom. Dabei greift der Körper die eigenen Nerven an, was zu Lähmungen führt, die mitunter eine Beatmung erfordern." Etwa bei jedem Guillain-Barre-Patienten in den USA gab es in der Vergangenheit eine eine Campylobacter-Infektion. Die Erkrankung bei dieser Patientengruppe verläuft in der Regel wesentlich gravierender.

Nach einer Salmonellenvergiftung erkrankt Monate später ein kleiner Teil der Patienten an "reaktive Arthritis". "Die dafür typischen Gelenkschmerzen können mit Entzündungen der Augen oder schmerzhaftem Harnfluss einhergehen und chronisch werden. Auch Shigellen und Yersinien können laut Tauxe eine reaktive Arthritis auslösen."

STOP versucht nun, die Opfer von Lebensmittelvergiftungen mit nachträglichen langfristigen Beschwerden zu medizinischen Forschungszwecken landesweit in Österreich zu registrieren.